TukTuk fahren – von allen Bekannten und Freunden, die bisher in Thailand waren, haben wir darüber eigentlich nur positives gehört. Wir sollen unbedingt mit dem TukTuk fahren. Also wieso nicht mal ausprobieren, sieht ja auch sehr spaßig aus und angequatscht wird man sowieso an jeder Ecke.
Die ersten Meter wollten wir Bangkoks Altstadt dennoch erstmal zu Fuß erkunden. Angekommen an der Sao Ching Cha (sog. „große Schaukel“), einem Wahrzeichen von Bangkok, begann bereits ein großes Schauspiel, das wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht durchschaut hatten.

Wir überquerten eine große Kreuzung und ein gut gekleideter Mann, der es offensichtlich sehr eilig hatte, lief hektisch an uns vorbei. Er drehte sich kurz um und wies mich darauf hin, dass ich auf meinen Jutebeutel achtgeben solle. Er war schon fast wieder weg, aber ich bedankte mich natürlich noch für den Hinweis und fügte hinzu, dass er sich keine Sorgen machen solle – alles Wichtige war selbstverständlich in meinem Brustbeutel.
Und genau jetzt ging es los: „Where are you from?“ Wir kamen mit dem sehr netten Herrn ins Gespräch und er erzählte uns, er sei Journalist und erst vor Kurzem seien hier Touristen die Taschen aufgeschlitzt worden. Man merkte ihm an, dass er es vermeintlich sehr eilig hatte. Vorne wartete seine Freundin, und er müsse eigentlich los. Wo wir denn als nächstes hinwollen, fragte er.
Wir hatten uns als nächstes den Santi Chai Prakan Park vorgenommen, um dort ein bisschen zu entspannen. Nun erklärte er uns, dass der Park bereits geschlossen hat und fing an, uns Tipps zu geben, wo wir als nächstes hingehen sollen. Er sagte, er nimmt sich kurz Zeit, um uns die besten Stops aufzuschreiben. In diesem Moment haben wir uns nicht gewundert, dass er Stift und Papier in der Tasche hat, er ist ja schließlich Journalist. Cool – heute sei unser „lucky Day“, sagte er – und wir glaubten es sogar noch.
Folgende Stationen sollten wir uns ansehen:
- Wat Saket Tempel / The Golden Mount Temple – (“Super, hier wollten wir eh hin!”)
- Eine bekannte Seiden-Fabrik – (Er hat uns erzählt, dass man diese nur noch heute „besichtigen“ kann und es gestern noch einen Bericht im Fernsehen dazu gab. Ehrlich gesagt haben wir nicht genau verstanden, wovon er spricht, uns aber nichts weiter dabei gedacht.)
- Wat Indharaviharn (“Okay, warum nicht?”)
- China Town („Klingt sehr gut, hier können wir den Abend ausklingen lassen.“)
Wir fragten, wie man denn am günstigsten und besten von A nach B kommt. Er sagte, wir sollen es wie die Einheimischen machen und uns ein TukTuk nehmen, dem Fahrer vorher alle Stationen sagen und einen guten Preis verhandeln. Nicht mehr als 400 Thailändische Baht (THB) sollten wir dafür bezahlen (= 11,00 EURO und klingt ja erstmal günstig). Zufällig kam genau jetzt ein TukTuk-Fahrer vorbei und wurde von unserem neuen Freund angehalten. Okay, spätestens JETZT sagte mein Bauchgefühl aber wirklich: Hier stimmt was nicht! Unser neuer Freund verhandelte mit dem TukTuk Fahrer dafür schnell einen Sonderpreis. Nur 200 THB für die gesamte Fahrt.
„Okay – 5,50 EURO, was haben wir schon groß zu verlieren?“, war unser Gedanke. Wir stiegen dennoch mit einem sehr mulmigen Gefühl ein. Der TukTuk Fahrer fuhr uns in rasanter Geschwindigkeit zum Wat Saket – The Golden Mount Temple und wir waren erstmal überwältigt. Ein magischer und wunderschöner Tempel, der auf einem Berg liegt. Oben angekommen hat man einen großartigen Ausblick über ganz Bangkok. Vielleicht ist ja heute wirklich unser „lucky Day“, dachten wir erneut. 😉 😀





Nachdem wir uns den Tempel in Ruhe angesehen hatten, gingen wir wieder zurück zu unserem TukTuk Fahrer. Wir sollten uns schon mal setzen, er muss noch mal ums Eck.
Jetzt kam Schauspieler Nr. 3 ins Spiel. Er saß neben seinem geparkten Jeep, war vermeintlich mit seinem Handy beschäftigt, bis er uns anquatschte und uns fragte, wo wir herkommen. Wir kamen ins Gespräch, er sprach sogar ein paar Worte deutsch, erzählte uns er hätte mal in Heidelberg bei McKinsey gearbeitet und wartet gerade auf seinen Bruder, der Mönch ist und in diesem Tempel lebt. Es ist verrückt, aber auch mit diesem netten Herrn quatschten wir und uns wurde erst im Nachhinein bewusst, dass er zu diesem Schauspiel gehörte. Er fragte uns noch, was wir für unsere Tour bezahlen, versicherte uns, dass wir einen „Good Price“ gemacht haben und fing ganz zum Schluss ebenfalls von der Seiden-Fabrik an, über die es gestern noch einen Bericht im Fernsehen gegeben haben sollte.
Wir beschlossen, dass uns eine Seiden-Fabrik eher wenig interessiert und baten den TukTuk Fahrer, als er von seinem vermeintlichen Klo-Gang zurück war, die Station bitte auszulassen und uns direkt zum Wat Indharaviharn zu fahren. Der TukTuk Fahrer entgegnete uns, dass die Seiden-Fabrik auf dem Weg liege, wir einfach kurz schauen sollen und wir dann im Anschluss zum zweiten Tempel fahren. Nagut.
Bei der „Seiden-Fabrik“ angekommen, stellte sich heraus, dass es sich um einen der allseits bekannten Geschäfte, in der man sich Anzüge schneidern lassen soll, handelte. Der TukTuk Fahrer forderte uns auf, bitte nur kurz reinzugehen und kurz zu schauen.
Im Geschäft fühlten wir uns super unwohl und ehrlich gesagt, bekam ich auch ganz kurz ein bisschen Angst. Vier Männer baten uns relativ bestimmt, Platz zu nehmen und wollten uns sehr eindringlich davon überzeugen, uns etwas schneidern zu lassen. Wir verneinten, erklärten höflich, dass wir auf einer längeren Reise sind und sind irgendwann einfach aufgestanden und rausgegangen.
Da wir ziemlich aufgewühlt waren, haben wir uns vom TukTuk-Fahrer noch zum nächsten Wat fahren lassen. Auch der Wat Indharaviharn ist sehenswert. Wir beschlossen dort, uns auf gar keinen Fall nach China Town bringen zu lassen ( – denn wer wüsste, was dort noch auf uns wartete) und sind von dort aus nach Hause gelaufen.
Auf dem Weg zu unserem Samsen Street Hotel, sind wir noch am Wat Mai Armataros vorbeigekommen. Ein kleiner buddhistischer Tempel, der ebenfalls sehr schön ist. Im Gegensatz zum Wat Saket und zum Wat Indharaviharn kostet dieser keinen Eintritt.
Im Hotel angekommen, waren wir voller Adrenalin und mussten diesen ersten, verrückten ersten Tag in Bangkok erstmal verarbeiten. Wir begonnen etwas zu recherchieren und fanden heraus, dass viele Touristen wirklich sehr unschöne Erfahrungen mit der TukTuk-Mafia gemacht haben. Geschneiderte Ware ist nie oder nur in schlechter Qualität angekommen. Einige sind in Hinterhöfen gelandet und haben gefälschte Ware angeboten bekommen. Einige berichten von Erfahrungen in vermeintlichen Reisebüros. Es gilt also sehr vorsichtig zu sein. Die TukTuk Fahrer selbst sind wohl in gewisser Weise davon abhängig und bekommen z.B. Tankgutscheine, wenn sie Touristen erfolgreich bei einem Geschäft vorbeigebracht haben.
Mittlerweile sind wir seit fast vier Wochen in Thailand und würden sagen, dass wir die „echte“ Freundlichkeit und Mentalität der Thais von dieser unterscheiden können. Es war aber nun mal unser erster Tag in Bangkok und wir waren deshalb etwas blauäugig.
Wir finden es etwas schade, dass dieses Netz besteht, da die Einheimischen an sich so unglaublich freundlich und zuvorkommend sind. Der Vorteil, dass uns das an Tag 1 passierte:
Wir haben direkt viel gesehen und erlebt. Wir wussten direkt Bescheid und sind ab diesem Zeitpunkt mit den Bussen der Locals gefahren. Und die sind noch cooler als die TukTuks! 🙂
